Eine aktuelle Übersicht über den Stand der Ozonzerstörung? Noch Ende letzten Jahres hätte das kaum jemanden mehr interessiert als ein alter Wetterbericht. Die breite Öffentlichkeit hat sich, der Berichterstattung in den Medien folgend, mit dem Gedanken beruhigt, FCKW (und artverwandte chemische Substanzen) und Ozonzerstörung seien eher ein Problem der achtziger und neunziger Jahre gewesen, inzwischen aber weitgehend gelöst oder zumindest auf dem besten Weg dahin.
Nun hat das diesjährige antarktische Ozonloch uns mit brutaler Deutlichkeit das Gegenteil vor Augen geführt: Ozonloch und globaler Ozonabbau nehmen immer noch zu, nicht ab. Wie jedes Jahr erreicht auch das erste Ozonloch des neuen "Milleniums" gleich wieder Rekordausmaße. Und während bis vor kurzem die "endgültige" Erholung der Ozonschicht in zwanzig oder dreißig Jahren als ausgemachte Sache galt, ist inzwischen klar, dass man damit nicht - wenn überhaupt - vor Beginn des nächsten Jahrhunderts zu rechnen braucht. Und niemand hat die leiseste Ahnung, wie dünn die Ozonschicht, die damit verbundene höhere krebsauslösende UV-Strahlung und wie die Wechselwirkungen mit dem Klimaproblem etwa in zehn oder zwanzig Jahren eigentlich sein werden. In dieser Situation erscheint es uns wichtig, einmal in allgemeinverständlicher Form die wichtigsten Grundlagen zum Verständnis dieses existenzbedrohenden Umweltproblems darzustellen und auch, wie die (düsteren) Perspektiven für die nächsten Jahre und Jahrzehnte sind.
Es gibt noch einen anderen Grund, aus dem das Verständnis von FCKW und Ozonabbau sehr wichtig ist. Während die FCKW in der oberen Atmosphäre ihr unaufhaltsames Zerstörungswerk fortsetzen, legen Industrie und Politik bereits den Grundstein für (im Detail noch unbekannte) Zerstörungen in der Zukunft: mit den FKW (fluorierte Kohlenwasserstoffe), den "Ersatzstoffen" für FCKW, an denen die Hersteller - ebenso wie die Anwenderindustrie erst noch einige Jahrzehnte gut verdienen wollen, bevor deren katastrophale Umweltauswirkungen unübersehbar sein werden. Ihr gigantischer Beitrag zum künstlichen Treibhauseffekt sowie - noch völlig unbekannt - die Auswirkungen ihrer diversen Abbauprodukte. Immerhin sind die FKW (als Kältemittel in Kühlschränken und Klimaanlagen oder als Treibgase in Bauschaum-Dosen) derzeit so massiv und ungebremst auf dem Vormarsch, dass ihre Produktionsmengen sich in den nächsten zehn Jahren leicht verfünffachen (!) könnten - wenn nicht Politik und Verbraucher diesem Prozess einen Riegel vorschieben.
Die Geschichte der FCKW und, mehr noch, der Versuch der Industrie, eine ähnliche Geschichte genauso mit den FKW zu wiederholen, zeigen, dass auf verantwortliches Handeln der Politik (von der Industrie ganz zu schweigen) allein kaum zu hoffen ist. Verbraucher können und müssen mit ihrer Kaufentscheidung letztlich bestimmten Produkten und Firmen die rote Karte zeigen: keinen Kühlschrank oder Montageschaum mit FKW etwa. Und die Medien können die dankbare Aufgabe übernehmen, auch in Sachen Umwelt nicht immer nur die nächste "Sau durchs Dorf zu treiben", sondern fortgesetzt über die schleichenden Zerstörungen, die kaum noch jemanden aufregen, zu berichten. Und an diesen Leserkreis, Verbraucher und Medien, richtet sich unsere hier von Ökorecherche in Frankfurt zusammengestellte gut lesbare, aber wissenschaftlich korrekte und klare Darstellung des Problemkreises.