Das nunmehr dritte Treffen des „Consultation Forum“, einer von der EU-Kommission eingerichteten Expertenrunde zur Umsetzung der F-Gase-Verordnung (EU) Nr. 517/2014, tagte am 08. März 2018 in Brüssel. Vertreter aus EU-Mitgliedstaaten, Wirtschaftsverbänden, NGOs und Beratungsunternehmen nahmen teil. Dieses Jahr lag der Fokus der Diskussionen auf Sicherheitsstandards für brennbare Kältemittel, Trainingsmöglichkeiten für den sicheren Umgang mit diesen sowie auf dem aktuellen Umsetzungsstand des HFKW-Phase-down und nächsten Implementierungsschritten.
Aktuelle Standards reflektieren oftmals nicht den neuesten Stand der Technik und stellen damit eine Barriere für die Nutzung brennbarer Kältemittel dar. Für die Harmonisierung und weitere Ausarbeitung der Sicherheitsstandards wurde der Standardisierungsorganisation CEN/CENELEC im Dezember 2017 das Mandat erteilt. Hinsichtlich der Nutzung brennbarer Kältemittel wurde das Projekt „LIFE FRONT“ vorgestellt. Ziel des Projektes ist es, bestehende Hindernisse in Standards für die Nutzung brennbarer Kältemittel zu beheben.
Hinsichtlich des Trainings von Personal für den sicheren Umgang mit alternativen Kältemitteln mit niedrigem GWP wurde das Projekt „REAL Alternatives 4 LIFE“ vorgestellt. Mit dem Projekt soll der praktische Umgang mit brennbaren Kältemitteln vermittelt werden. Bislang wurden im Rahmen des Train-the-Trainer-Programmes 5.000 Trainer ausgebildet und zertifiziert.
Mit Blick auf die Umsetzung des HFKW-Phase-down wurden die aktuelle Quotenzuweisung, die Berichterstattung und die Umweltwirkungen besprochen. Gemäß der EU-Kommission wird der Reduktionsschritt in 2018 real geringer ausfallen als erwartet, da in den Jahren 2015 und 2016 nicht die komplette Quote genutzt wurde. Laut des F-Gase-Berichts 2017 der Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency; EEA) zeigen Produktion und Import einen deutlichen Trend zu klimafreundlicheren F-Gasen. Gleichzeitig macht SF6 die Hälfte der europäischen Produktion und Export aus. Der Import von NF3 hat stark zugenommen. Im Jahr 2015 sanken zum ersten Mal die F-Gase-Emissionen in der EU und die Ziele des Phase-down wurden erreicht bzw. sogar übererfüllt. Diskutiert wurden unter anderem Fragen der Verfügbarkeit von Autorisierungen und der Quotenpflicht für Exporte von Geräten in außereuropäische Länder.
Anschließend wurden die Entwicklung der HFKW-Preise und die Erkenntnisse aus dem „Gapometer“-Projekt von der EPEE (European Partnership for Energy and the Environment) vorgestellt. Dabei wurde betont, dass die seit kurzem stattfindenden Preissteigerungen je nach Sektor und Stoffen unterschiedliche Auswirkungen haben: von großer Lagerhaltung bis zu geringer Verfügbarkeit. Es wurde gefordert, Kältemittel mit hohem GWP (Global Warming Potential) auch in Bestandsanlagen nicht weiter zu verwenden. Die EU-Kommission betonte, dass abhängig von der Reaktion aller Marktakteure die Auswirkungen des HFKW-Phase-down stärker oder schwächer ausfallen werden.
Weiterhin stellte das Öko-Institut eine Studie zu illegalem Handel mit Kältemitteln vor. Für die Studie wurden Daten zu Exporten aus China mit den Daten von EUROSTAT und den von Unternehmen berichteten Daten zur Verwendung von F-Gasen verglichen. Das Institut kam zu dem Ergebnis, dass in den Jahren 2015 und 2016 zumindest keine größeren Mengen an F-Gasen illegal in die EU gelangten – eine Situation, die sich laut den Teilnehmern in den Folgejahren durchaus ändern könnte.
Die Bedeutung der Brexit-Entscheidung für Hersteller und Importeure aus Großbritannien sowie die Implikationen für die Berichterstattung und Quotenvergabe wurden ebenfalls diskutiert. Aufgrund der großen Unsicherheit in Hinsicht auf die Verhandlungsergebnisse im März 2019, versuchen EU-Kommission und Großbritannien derzeit, einen Überblick über die Kältemittellieferungen von und in die EU zu gewinnen. Von britischer Seite bestehe grundsätzlich die Absicht, den HFKW-Phase-down auch nach dem Brexit auf nationaler Ebene weiterzuführen, um Umweltziele und Investitionen britischer Unternehmen nicht zu beeinträchtigen.
Am Ende der Veranstaltung informierte die EU-Kommission über anstehende Schritte wie unter anderem die Ausweitung des HFKW-Preismonitorings, die Beobachtung technischer Entwicklungen, die enge Zusammenarbeit mit Zollbehörden und die kontinuierliche Bearbeitung des F-Gase-Portals. Ziel sei es, die F-Gase-Verordnung wirkungsvoll umzusetzen.
Öko-Recherche unterstützt die EU-Kommission seit vielen Jahren bei der Implementierung der F-Gase-Verordnung, unter anderem durch die vorbereitende F-Gase-Studie in 2014, Datenerhebungen für das Preismonitoring, die Analyse von HFKW-Alternativen und die Dokumentation von Veranstaltungen.
Detaillierte Informationen zu besprochenen Inhalten, alle Präsentationen und eine englischsprachige Zusammenfassung der Veranstaltung sind unter folgendem Link zu finden: https://ec.europa.eu/clima/events/articles/0106_en.